Das klassische Vorstellungsgespräch hat im Kern sehr große Ähnlichkeit zu einem Kundengespräch, in dem ein Vertriebsmitarbeiter versucht, den Kunden von seinem Unternehmen, der Dienstleistung oder einem Produkt zu überzeugen.
Der Unterschied liegt allein darin, dass es um einen selbst geht.
Es lohnt sich also, typische Vertriebs-Tipps zu überprüfen, um sie in einem solchen Gespräch zu berücksichtigen. Aber Achtung: es geht hierbei nicht um Manipulation des Gesprächspartners, sondern um das Herstellen eines positiven Gesprächsklimas und dem Begünstigen einer positiven Entscheidung.
Nachfolgend die Liste der Tipps für das Vorstellungsgespräch. Sie beginnt mit einigen Selbstverständlichkeiten, die nicht jeder verinnerlicht hat. Aber keine Angst, es gibt bestimmt die ein oder andere Überraschung bei diesen Tipps.
Die Kleidung (Herren)
Sie sollten sich etwas besser kleiden, als die später für den Berufsalltag zu erwartende Kleidung. Falls Sie sich extra ein neues Hemd kaufen, achten Sie darauf, es ausreichend lange vorher auszupacken oder zu bügeln, damit Sie keine „frisch ausgepackt“‐Falten zur Schau tragen.
Achten Sie hinsichtlich der Farbwahl auf folgende Grundregel: unten dunkel, oben hell. Also schwarze Schuhe, graue Hose, weißes Hemd ist okay, andersherum aber nicht.
Wenn Sie eine Krawatte tragen, nehmen Sie eine mit dickem Stoff und verwenden Sie den doppelten Windsor-Knoten.
Grundsätzlich gilt, Sie sollten eher etwas besser gekleidet sein, als Ihr Gegenüber.
Die Zeit
Wussten Sie schon, dass man eher zu denjenigen Terminen zu spät kommt, bei denen der Anreiseweg nicht so lang ist? Es klingt trivial, aber planen Sie auch bei kurzen Wegen ausreichend Pufferzeit ein, um entspannt und fokussiert anzukommen.
Sollte sich eine nicht mehr vermeidbare Verspätung abzeichnen, rufen Sie unbedingt bei Ihrem Gesprächspartner an und erklären Sie, warum und wieviel später Sie kommen.
Hygiene
Stellen Sie sich vor, Sie verbreiten einen unangenehmen Körpergeruch, z.B. durch Schweiß. Wie viele Menschen werden Ihnen begegnen, bevor Sie darauf aufmerksam gemacht werden?
Die Antwort lautet: sehr wahrscheinlich eine Menge. Die typische Reaktion, wenn man auf einen Menschen mit starkem Körpergeruch trifft, ist eher eine peinliche Berührtheit oder „Fremdschämen“. Niemand (also fast niemand) wird etwas dazu sagen. Wenn überhaupt, dann gibt es indirekte Hinweise, wie z.B. das Öffnen eines Fensters, anstatt dass offen darüber gesprochen wird.
Was bedeutet das? Ganz einfach: es kann sein, dass Sie davon betroffen sind, es Ihnen aber noch niemand gesagt hat. Holen Sie sich also vor einem Gespräch ehrliches Feedback von einer Vertrauensperson ein. Und falls Sie ein Deo benötigen, verwenden Sie lieber ein neutrales, als eins mit intensiver Duftnote.
Damit sind die Selbstverständlichkeiten abgeschlossen und es folgen die Profi-Tipps.
Uhrzeit
Wenn Sie die Möglichkeit haben, die Uhrzeit des Gesprächstermins zu beeinflussen, wählen Sie unbedingt den Vormittag. Das hat folgenden Hintergrund: Die Entscheidung, jemanden einzustellen, bedeutet für ein Unternehmen oder eine Abteilung eine Veränderung. Eine Veränderung bedeutet auch immer, ein Stück Gewohnheit aufzugeben. Gewohnheit wiederum ist mit Sicherheit verbunden. D.h. also, derjenige, der Sie einstellt, gibt ein Stück Sicherheit auf, um Sie einzustellen.
Puh, aber warum dann nun vormittags?
Ganz einfach: Die Risikobereitschaft ist vormittags höher. D.h. vormittags werden eher progressive Entscheidungen getroffen, und nachmittags eher konservative.
Das gleiche Prinzip gilt übrigens auch für den
Wochentag
Wenn Sie die Möglichkeit haben, auf den Wochentag Einfluss zu nehmen, wählen Sie eher den Anfang der Woche. Es muss nicht unbedingt Montag sein, aber es sollte auch nicht Freitag sein.
Auch hier gilt das Prinzip: je früher in der Woche, desto höher ist die Entscheidungsfreudigkeit. Es ist im Prinzip so, dass ein Entscheider jeweils auf Wochen- und Tagesbasis über ein „Positive-Entscheidungen-Budget“ verfügt, das im Laufe des Tages bzw. der Woche aufgebraucht wird. Wenn dieses Budget verbraucht ist, wird kein Risiko mehr eingegangen.
Das frühe Ja
Versuchen Sie, Ihren Gesprächspartner möglichst früh im Gespräch dazu zu bringen, „Ja“ zu sagen. Dieses Ja muss keine besondere Bedeutung haben, es kann bspw. eine Zustimmung zum guten Wetter sein, oder zu der Dauerbaustelle auf der nächsten Autobahn. Also irgendeine Zustimmung im Smalltalk.
Mit dem frühen Ja wird eine positive Grundhaltung begünstigt.
Wenn einer zustimmt, folgen andere
Wenn Sie im Gespräch mit mehreren Ansprechpartnern sitzen, können Sie den Folge-Effekt nutzen. Sobald Sie es schaffen, einen der Ansprechpartner von sich zu überzeugen und von diesem eine positive Rückmeldung erhalten (das kann sowohl verbal als auch durch Körpersprache erfolgen), werden die anderen Gesprächsteilnehmer sehr wahrscheinlich dessen Einschätzung folgen.
Gesicht ins Licht
Nehmen wir an, Sie sind pünktlich und entspannt zum Vorstellungsgespräch erschienen. Sie werden in den Besprechungsraum geleitet und die Plätze sind bereits vorbereitet (der Klassiker, Kaffee, Tasse, Wasser, Glas). Man weist Ihnen den Platz so zu, dass Sie das Fenster im Rücken und die Tür im Blick haben.
Das ist tatsächlich der „optische Worst-Case“. Sie sollten sich immer so platzieren, dass Sie das Licht vom Fenster im Gesicht haben (es sei denn, die gleißende Sonne brennt Ihnen dann direkt ins Gesicht). Wenn Sie gut beleuchtet sind, wirken Sie positiv und interessiert.
Außerdem sollten Sie, wenn möglich, nicht frontal gegenüber zu Ihrem Gesprächspartner sitzen. Versuchen Sie, sich „über Eck“ zu platzieren, also ein Platz an der Stirnseite des Tisches und einer an der langen Seite.
Prioritäten klar werden lassen
Zeigen Sie, dass Sie Prioritäten setzen können. Oder andersherum, vermeiden Sie den Eindruck, sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren.
Das bedeutet: fragen Sie nicht nach Kleinigkeiten, wie z.B. den genauen Pausenzeiten oder ob Sie Ihre Milch in den Kühlschrank stellen können.